Marburg – Brüder Grimm Stadt

18 Okt, 2018 | Deutschland, Marburg Liebe, Unterwegs | 2 Kommentare

Marburg, meine Geburtsstadt, dort habe ich meine Kindheit verbracht, mit meiner besten Freundin die ersten Schritte in eine Diskothek gewagt, meine Söhne wurden dort geboren, viele wunderschöne und leidvolle Erfahrungen gemacht, einfach alles was ein Leben zu bieten hat. Eine, meine Stadt voller Erinnerung.

Im Sommer 2000 bin ich nach Lübeck gezogen, die Hansestadt mit Marzipanduft ist meine Wahlheimat, ich mag diese Stadt über alles und habe diesen Schritt niemals bereut.

Reise ich in nach Marburg übernachte ich bei meiner Familie oder Freunden, meistens bleibe ich nur 3 Tage und die sind prall gefüllt, meistens mit erzählen erzählen und erzählen. Von der Stadt, mit den vielfältigen Erinnerungen sehe ich so gut wie keinen Pflasterstein.

Dieses Jahr hatte ich die Sehnsucht meine Geburtsstadt wieder einmal zu erleben, nur für mich, ganz alleine. Ich möchte durch die Straßen schlendern, im Café sitzen Erinnerungen zulassen, „alte“ Plätze aufsuchen und neues entdecken. 

Eine Unterkunft hatte ich über Airbnb gefunden und nur mit einem kleinen Rucksack startete ich mit der Bahn in Richtung Marburg. Auf das Apartment bin ich gespannt, es befindet sich in der Marburger Altstadt (wir Marburger sagen Oberstadt) und es sieht auf den Fotos außergewöhnlich kreativ aus. Ich mag so etwas und die Lage ist perfekt, zwar ziemlich trubelig in der Oberstadt, aber alles wunderbar zu Fuß erreichbar.

Im Bahnhof angekommen machte ich ich zu Fuß auf den Weg, die ersten Eindrücke einsammeln und schneller als gedacht war ich an der Elisabethkirche, den Steinweg hinauf und schon war ich in der Oberstadt. Merkwürdig, in meiner Erinnerung war der Weg länger, vielleicht liegt es auch daran, dass ich in Lübeck längere Strecken gewohnt bin.
Das Appartement ist grandios, viel schöner als auf den Fotos, alles perfekt gelöst, ich war total begeistert und fühlte mich rundum wohl.
Das Wetter war fantastisch, ich konnte es kaum abwarten durch die Gassen zu schlendern, legte schnell meine Sachen ab, zog die Tür hinter mir zu und stand bei feinstem Sonnenschein zwischen den Fachwerkhäusern in der Oberstadt. Glücksgefühl oder Vorfreude, oder vielleicht beides, jedenfalls bekam ich das Strahlen nicht mehr aus dem Gesicht.

Das Landgrafenschloss 

Von der Wettergasse aus ist es fast ein Katzensprung bis zum Schloß. In Richtung Marktplatz, am Hinkelstein (eine Kneibe, zu der später mehr) vorbei und links hoch. Genau, hoch hinaus geht es, ob Fußweg, Straße oder Treppe, teilweise wird das ohne eine Pause nichts, also tief durchatmen.Wie konnte ich das nur vergessen.

Wenn du aber oben angekommen bist wirst Du mit einem sagenhaften Blick über Marburg und das Umland belohnt. Du wirst entdecken, dass am Rande des Landgrafen Schlosses Wein wächst, die unglaubliche Weite genießen, du siehst Studenten lernend auf den Bänken und …. ja du siehst richtig, Marburg hat einen schiefen Turm. Es ist der Turm der Lutherkirche.
Es ist soooo wunderschön im Herbst, aber wenn die Rosen blühen musst du unbedingt in den Schlossgarten, dort gibt es den Rosengarten mit ungefähr 7000 Rosen aus 65 Sorten, unter anderem die Rose „Elisabeth von Thüringen“. Die Legende vom Rosenwunder: Elisabeth hat sich für die Armen eingesetzt was Ihr als Verschwendung angekreidet wurde. Als Elisabeth mit einem mit Brot gefüllten Korb die Burg herabging fragte Ihr Ehemann, Landgraf Ludwig, was sie trage. „Rosen, Herr“ soll sie mit demütiger Stimme geantwortet haben. Ungläubig soll er in den Korb gesehen und die frisch duftenden Brote entdeckt haben und lächelnd davon gegangen sein. Wegen der sich ausbreitenden Legende vom Rosenwunder wurde die Stadt Marburg darauf zum wichtigsten Wallfahrtsort Europas nach Santiago de Compostela. Bin beeindruckt, das wusste ich auch nicht.

Steile Gassen

Das Schloss von innen zu erkunden hebe ich mir für meinen nächsten Besuch auf und zog weiter, wieder die steilen Straßen wie Lutherstraße, vorbei an den Verbindungshäusern wie Hasso Nassovia, Burschenschaft Rheinfranken bis zur Ritterstraße und quer durch alle möglichen Gassen, wie Kugelgasse bis zur Barfüßerstraße.

Zum Beispiel das Heugässchen und von diesen kleinen Gassen gibt es einige in Marburg. Eine Treppe vom Pilgrimstein in die Oberstadt nennt man sogar Asthmatreppe. Alles klar. 

Wunderschön ist es auch im Südviertel, besonders lohnt sich ein Spaziergang an der Lahn, immer mit Blick auf das Schloß oder auf die Universitätskirche. Im Augenblick kämpfen einige Marburger für den Erhalt des Wehrs und ich drücke fest die Daumen. Marburg ohne das Wehr ist für mich unvorstellbar, als Kind hatte ich ganz dicht am Wehr gewohnt.

Wenn du immer weiter den Trojedamm entlang gehst, kommt am Ende die Weidenhäuser Brücke, du hälst dich links, gehst in Richtung Universitätskirche die nicht zu übersehen ist, steigst wieder ein paar Treppen hoch und bist in der Reitgasse, also wieder in der Oberstadt. In der Reitgasse befindet sich das Cafe Vetter, mit hauseigenen Spezialitäten. Dort gab es früher die leckersten Quarkteilchen, für mich waren die immer etwas ganz besonderes. Leider werden die seit einiger Zeit nicht mehr hergestellt.

Eins muss ich noch erzählen, als kleines Kind bin ich mit dem Roller die Reitgasse herunter gefahren, vorbei am Cafe Vetter, konnte nicht mehr bremsen, meine Eltern hinter mir in heller Aufregung als ich frontal an der Mauer der Universitätskirche landete. Ich hatte nur eine Beule am Kopf auf die ich mächtig stolz war UND einen Schutzengel. Danke noch mal nach oben.  Solche Geschichten vergisst man nicht.

Marburg hat auch etwas für Märchenbegeisterte zu bieten. Die Brüder Grimm lebten von 1802 bis 1806 zu ihrer Studienzeit in der Universitätsstadt, wurden von den Fachwerkhäusern und verwinkelten Gässchen zu einigen Märchen inspiriert. Und wo wohnten die Brüder Grimm, genau …. in der Oberstadt.

Der Grimm – Dich -Pfad

Wer einige Märchen entdecken möchte, begibt sich auf den „Grimm-Dich-Pfad“. Seit April 2012 gibt es den Grimm-Dich-Pfad mit Märchenfiguren in luftiger Höhe an Häusern, auf einem Teich, Treppen und Mauern zum Aufstieg mit 109 Metern Höhenunterschied. Da ich seit 2000 nicht mehr in Marburg lebe, hatte ich mich auf den Weg gemacht und alle Figuren gesucht und gefunden. Bei jeder Figur ist eine erklärende Tafel und ein QR-Code mit weiteren Informationen, echt super schön und es lohnt sich diesen Pfad zu erkunden.

Die Fotos meiner Entdeckungstour seht Ihr in der Galerie. Erkennt Ihr die Märchen? Wenn nicht schreibe ich die gerne oder ihr googelt einfach mal, aber erst nach dem Ratersuch, gelle.

Wenn es dunkel wird in Marburg

Marburg ist eine Studentenstadt, also ist abends auch was los in der Stadt.
Ich war etwas unschlüssig wo ich den Abend verbringen sollte und habe mich dann für das  Weinlädle am Marktplatz entschieden. Hier konnte man bei milden Temperaturen noch wunderbar draußen sitzen, mit einem schönen Blick auf die Fachwerkhäuser, den Marktplatz und das Rathaus.

Der Wein wahr sehr lecker, nach einem Glas brach ich auf um in mein Appartement zu gehen, kam am Hinkelstein vorbei und dachte …. trau dich, geh einfach mal rein und probier dieses legendäre Altbierbowle. Neeeein, ich habe mich nicht verschrieben AltbierBOWLE.

 

Dieses Gebräu soll seit 30 Jahren zusammen gemixt werden, ist in Marburg kult und mindestens eine Marburgerin hat es nie getrunken, ich *hüstel*. Ich also mutig rein in den Keller, nur Männers am Tresen, war klar, ich setzte mich einfach dazu und redet erstmal drauf los. Habe einmal in Marburg gelebt, wohne jetzt in Lübeck, bin aber Marburgerin. Haaaaa, das war das Zauberwort, Jost, der Kellerchef, ist ebenfalls echter Marburger und das war es auch schon. Zwei Eingeborene im Hinkelstein.

Das Hinkelstein ist eine urige Kneipe, es wurde Je t’aime von Jane Birkin oder Yesterday man von Chris Andrews gespielt und ich war wieder genau in dieser grandiosen Zeit.    Plötzlich war alles so unkompliziert, mein Thekennachbar bestellte sich Salzstangen, die bekam er in dieser kleinen Tüte, die es „damals“ gab, wir kamen ins Gespräch, es war so super nett. Plötzlich spielte Jost, also der Kellerchef, „Alles Gute zum Geburtstag“ von Badesalz, ein Thekennachbar hatte Geburtstag und alle sangen mit. Ich auch und dafür bekam ich eine Altbierbowle. GROSSartig.

Die Altbierbowle ist …..

Altbierbowle im Hinkelstein

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Schön war es im Hinkelstein und ich kann sagen, du kannst auch alleine dort einkehren es ist total nett im Keller und ich mach mich jetzt auf den Heimweg in mein schönes Appartement.

Die Pause

Ist ein bisschen verrückt, aber ein wunderschönes Highlight war mein Frühstück in der „Pause“. So ein fantastisches Ambiente und sooo ein grandioses Essen und sooo eine nette Bedienung und …. Du hast auch noch eine schöne Aussicht auf Marburg.

Zu meiner Zeit gab es die Pause noch nicht, also war es wieder eine neue Entdeckung in meiner Geburtsstad und was für eine, selten ein so leckeres Frühstück gehabt. Mein absoluter Tipp für alle Vegetarier, Veganer und alle anderen, legt eine Pause ein, egal ob zum Frühstück, Kaffee oder eine warme Mahlzeit, alles ist super lecker.

mit diesem fantastischen Frühstück geht es wieder nach Hause, Richtung Lübeck. Es war eine wunderschöne Zeit, mit ganz vielen alten und neuen Entdeckungen und sehr netten Begegnungen im Hinkelstein, Cafe am Markt, in Der Pause und auf den Gassen und Straßen von Marburg.

Auf Wiedersehen Marburg

ich werde bald wieder kommen um noch mehr in meiner Heimatstadt zu erkunden und mit Wanderschuhen das Umland und Lahntal erkunden.

2 Kommentare

  1. Ein sehr schöner Bericht mit stimmungsvollen Fotos ! Ich habe einst in Marburg studiert, bin aber dann nach Ostfriesland gezogen, der Arbeit wegen, und habe Ihre Empfehlungen/Eindrücke an meine Tochter weitergegeben, die jetzt ein paar Tage in der Stadt verbringt: Coronabedingt werden die Erlebnisse wahrscheinlich nur eingeschränkt nachvollziehbar sein, aber ich hoffe, sie nimmt trotzdem viel davon mit.
    Vielen Dank und Lob !

    Antworten
    • Danke für Deinen netten Kommentar. Ja, in Marburg gibt es so viel schönes zu entdecken und wenn man nicht mehr in seiner Heimatstadt lebt fällt das noch mehr auf. Ich habe noch einiges in meinem Marburg-Ordner, bin allerdings noch nicht dazu gekommen etwas zu schreiben. Sollte ich unbedingt in der nächsten Zeit nachholen. Liebe Grüße aus Lübeck nach Ostfriesland. 🙂

      Antworten

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Ich bin Gabriele ….
seit 2000 im schönen Lübeck zu Hause, aber im Herzen noch immer eine Hessin.
Außerdem bin ich wohl der größte Großbritannien-Fan seit dem Erfinden des Teekessels. Vielleicht habe ich sogar mal dort gelebt - oder es war einfach nur mein sehnlichster Wunsch. 🇬🇧 Aber wer weiß das schon!

Also, schnapp dir eine Tasse Tee, setz dich hin und schau Dich gerne hier um.
Schön, dass Du hier bist. 🤗

 

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Niko Rittenau ist Ernährungswissenschaftler mit einem Fokus auf pflanzliche Ernährung. Er absolvierte ein Bachelorstudium in Ernährungsberatung und ein Masterstudium in Mikronährstofftherapie und Regulationsmedizin. Niko kombiniert seine Fähigkeiten als ausgebildeter Koch mit dem Ernährungswissen seiner akademischen Laufbahn ....
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